Test: FIFA Street 3

Der modrige Hinterhof um die Ecke eint seit jeher Jugendliche unterschiedlicher kultureller Abstammungen. Es wird freudig gebolzt, hochnäsig mit Hackentricks gepost und natürlich der zerfledderte alte Lederball in die provisorisch mit Kreide bemalten Häuserwände gepfeffert. Diese Zeit ist für millionenschwere Fußballprofis wie Ronaldinho, Podolski & Co. längst passé. Das sollte man als Außenstehender zumindest meinen, aber Electronic Arts nutzt die ausufernde FIFA-Lizenz und lässt die Crème de la crème der Fußball-Riege nun in FIFA Street 3 zwischen vergammelten Mülltonnen, schlecht riechenden Abflussrohren und holprigen Bodenbelägen auflaufen. Wir haben uns das Spin-Off der FIFA-Franchise näher angeschaut.
Ne‘ dicke Lippe riskiert
Eine Tube Botox in Eigenregie gespritzt, schnell das Fett abgesaugt und die Oberweite radikal vergrößert. Was auf den ersten Metern wie der typische Klatsch und Tratsch aus der Welt der Reichen und Schönen klingt, hat EA bei FIFA Street 3 in die Tat umgesetzt. Denn der amerikanische Publisher griff in den Farbtopf und verpasste den Straßenkickern einen rundum frischen Look. Neuerdings sehen die karikaturesken Kicker aus, als hätte man sie einer verpfuschten Schönheitsoperation unterzogen. Ronaldinho glänzt mit überzeichnet dicken Lippen, während Klose mit schlaksigem Oberkörper wie ein magersüchtiger Hänfling aussieht. Andere Spieler dagegen sind echte Kleiderschränke. Zugegeben, der comicartige Grafikstil trifft nicht jedermanns Geschmack, haucht dem Spin-Off aber frischen Wind ein und harmoniert mit der nicht ganz ernst gemeinten Straßenfußball-Thematik.

Die Proportionen der Gliedmaßen stellen nicht nur ein optisches Schmankerl dar, sondern wirken sich auch konsequent auf die Begabungen und Spezial-Fertigkeiten der jeweiligen Kicker aus. Während dicke Brocken unter der Kategorie „Stämmig“ einzuordnen sind, sind große, kopfballstarke Spieler der „Verteidiger“-Riege angehörig. So hat jeder Spieler seine eigenen Vorzüge, mit denen er auf dem Platz auftrumpfen kann. Neben den 18 Top-Nationalmannschaften sind im 250 Mann starken Ensemble zudem einige Street-Teams vertreten, in denen sich ausschließlich Spieler einer jeweiligen Begabung zusammenrotten.

24.02.2008 : Patrick Schröder