Special -


Benjamin Doum

Die diesjährige gamescom hatte es schwerer als in den Jahren zuvor. Etliche Publisher sagten ihren jährlichen Besuch in Köln ab, die meisten Highlights waren Fortsetzungen und erstmals hatte ich den Eindruck mehr Kostüme als Games gesehen zu haben. Leider gab es aber auch eine unschöne Konstante: Das vierte Jahr in Folge musste ich am Akkreditierungsverfahren der Messe zweifeln. Die Zahl der „Pressevertreter“ wächst jedes Jahr – so auch in diesem um satte 14 Prozent – bei allerdings stagnierender Gesamtbesucherzahl. Das erschwert die Arbeit am Mittwoch, dem sogenannten Pressetag, ungemein, denn längst nicht jeder der dortigen Gäste ist als tatsächlicher Berichterstatter vor Ort. Die schiere Masse an Menschen lässt die Wartezeiten an den Messeständen jedoch enorm ansteigen. Wenn man als Pressevertreter schon dreißig bis sogar sechzig Minuten für eine gerade mal zehnminütige Testsession zu opfern hat, mag man gar nicht daran denken, wie drastisch diese Zeiten in die Höhe schnellen, wenn die ordinären Gamer das Messegelände stürmen. Dass mancher Publisher (Reef Entertainment mit diesem unsäglichen Rambo-Spiel) seine „Bude“ logistisch kaum ausreizt, ist ebenso ärgerlich und trägt zum angesprochenen Problem bei. Wenn ein großer Raum mit nur zwei Konsolen ausgestattet wird, verlängert sich die Warteschlange und damit natürlich auch die Zeit, bis man endlich selbst zocken darf, immens. Aber hey, je länger die Schlange, desto gefragter und nicht zuletzt besser das Spiel, oder?! Liebe Publisher, Schwanzvergleich vollführt man auf dem Klo!

Aber wenn wir schon mal dabei sind: Gewonnen hat diesen Ubisoft – und zwar mit Leichtigkeit. In einer Zeit, in der selbst die finanzkräftige Videospielbranche von Einbüßen und Sparmaßnahmen faselt und große Player wie Microsoft und Nintendo der Messe komplett fernbleiben, schmeißt der französische Publisher die aufwendigste Party seit Jahren (inkl. Gourmet-Hoden und Schlangentanz!), nur um einen einzigen Titel (Far Cry 3) zu pushen. Darüber hinaus war Ubi’s gesamtes Lineup in diesem Jahr sehr stark, wenn auch sequellastig, und mit Rayman Legends und ZombiU dafür verantwortlich, dass man trotz Fernbleibens der Mario-Macher aus Japan erstmals die neue WiiU ausprobieren konnte. Diese scheint zwar längst nicht die spielerische Revolution zu werden, die versprochen wurde, aber hey, immerhin wissen wir dies jetzt.

Was wir nicht wissen: Wird die Next Gen im nächsten Jahr endlich Realität? Sind sämtliche relevanten Publisher dann wieder vor Ort? Und trauen diese sich endlich wieder an neue IPs heran? Alle Fragen führen letztendlich zu einer einzigen: Kehrt die Messe zurück zu alter Relevanz? Es ist der Branche zu wünschen. Es ist der Messe selbst zu wünschen. Doch vor allem ist es den Spielern zu wünschen.